Der Hagenmarkt taugt nicht zur italienischen Piazza

Der Hagenmarkt ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt und wieder einmal erhitzt er die Gemüter. Denn dort befindet sich einerseits die wichtigste Kreuzung im nördlichen Bereich der Kernstadt für Individualverkehr sowie schienengebundenen Öffentlichen Personennahverkehr und andererseits steht dort mit dem Heinrichsbrunnen ein bedeutendes Denkmal. In den vergangenen Jahrzehnten gab es am Hagenmarkt vor allem zwei Dinge: viel Grün und viel Verkehr. Jetzt aber soll aus dem Platz auf einmal eine Art italienische Piazza werden, die zum Verweilen und zum gemütlichen Cappuccino inmitten des Verkehrslärms und der Abgase einladen soll.  

Ich kann mir nicht vorstellen, dass das sinnvoll ist. Wer setzt sich denn bitteschön neben eine vierspurige Straße, auf der im Sieben-Minuten-Takt Straßenbahnen durchrumpeln? Dem Verkehrschaos – so die Verwaltung – soll durch intelligente Verkehrssteuerung Rechnung getragen werden. Kurz: Wenn kein Auto kommt, ist die Ampel rot, wenn eines kommt, ist sie grün. Ob das allerdings bei aus dem Jahr 2017 erhobenen und geschätzten Zahlen funktioniert, ist für mich mehr als fraglich. Die Verwaltung geht zwar von gleichbleibendem Autoverkehr aus, erwartet aber 40 Prozent mehr Straßenbahn- und 17 Prozent mehr Radverkehr sowie fünf Prozent mehr Fußgänger rund um den Hagenmarkt. 

Ich möchte mir das Verkehrschaos gar nicht erst ausmalen und hoffe nicht, dass wir es erst ausprobieren müssen, um zu merken, dass es nicht vernünftig funktioniert. Fast zeitgleich mit dem geplanten Schotterplatzumbau des Hagenmarkts ohne wesentliche Grünnutzung wird übrigens quasi um die Ecke Hintern Brüdern statt des Parkplatzes ein neuer Pocketpark geplant. Was soll denn diese unkoordinierte Planung? Die Parteien im Rat der Stadt waren sich zum Glück mal fast alle einig und haben die Planung der Verwaltung für den Hagenmarkt erstmal gestoppt. Sie fordern auf der Basis der jetzigen Nutzung mehr Grün und mehr Pragmatik im verkehrlichen Umbau. Richtig so. 

Ich wünsche uns allen, dass die für die Umgestaltung im ersten Schritt veranschlagten 3,3 Millionen Euro Steuergelder, abzüglich der 400.000 Euro Straßenausbaubeiträge der Anlieger, sinnvoller ausgegeben werden. Bleiben wir doch einfach bei der jetzigen Einrichtung des Platzes: Pflanzen wir neue Bäume für die von Xavier umgeknickten Bäume, arrangieren wir uns mit dem Verkehr und sanieren wir den Heinrichsbrunnen trotzdem!