Neulich habe ich wieder ein neues Wort gelernt. Es lautet: Cortenstahl. Ich musste das erst mal googeln. Also für die, die es nicht wissen: Das ist Stahl, der so tut, als ob er ganz alt ist, aber eigentlich ist er neu und hat nur eine Rostschicht drauf – also quasi wie eine neu gekaufte Stonewashed-Jeans. Verwendet wird er im Gartenbau und dient als Schneckenbarriere in Gartenbeeten. Außerdem verwenden ihn Architekten für Fassaden und Gebäude, wenn sie ihrer Planung eine ganz besondere Note geben möchten. So sieht auch die aktuelle Planung für unseren Altstadtmarkt als eine der Traditionsinseln aus: Aufgabe der Bauverwaltung an den Planer war wohl, den Bushäuschen dort eine ganz besondere Note zu geben. Ergebnis der Planung sind die Häuschen aus Cortenstahl.
Eine besondere Note ist definitiv vorhanden, aber nicht nur dieses Design ist in Braunschweig hoch umstritten. Ich frage mich jetzt, ob in Zeiten einer leeren Stadtkasse, ausgerechnet solche Häuschen gebaut werden müssen. Die Kosten für diese Bushäuschen einschließlich des Umbaus der Haltestellen auf dem Altstadtmarkt sollen sich auf mehr als 600.000 Euro belaufen.
Bis jetzt stand man am Altstadtmarkt eben im Regen. Ich persönlich würde, da ich auch ungern im Regen stehe, die Bushäuschen der Braunschweiger Verkehrs-GmbH bevorzugen – die funktionalen Bushäuschen sind wesentlich günstiger als die jetzige Sonderplanung. Außerdem ist es von unschätzbarem Vorteil, dass Graffiti sehr einfach entfernt werden kann. Cortenstahl hingegen müsste abgeschliffen werden. Es dauert etwa ein ¾ Jahr, bis sich auf den abgeschliffenen Stellen wieder eine neue Rostschicht entwickelt hat.
Alles zu seiner Zeit – wenn die Stadtkasse wieder voll ist, dann können wir ja immer noch in Anschaffung und Unterhaltung teure Rostlauben aufstellen, oder?