Für die Politik charakterlich ungeeignet

Hört auf die Alten! Denn sie kennen die Sprichwörter, die sich einmal mehr als zutreffend erweisen. Eins davon lautet: In der Krise zeigt sich der wahre Charakter. Seit ziemlich genau einem Jahr hält Corona die ganze Welt in Atem und gerade in den vergangenen Wochen hat sich gezeigt, dass manche für ihr politisches Amt charakterlich nicht geeignet sind.  

Wer sich beim Impfen gegen Covid-19 vordrängelt und das im Nachhinein auch noch mit fadenscheinigen Ausreden zu begründen versucht, muss die Verantwortung für sein Handeln übernehmen und zurücktreten. Wer neben seinem Abgeordnetenmandat eine Projektgesellschaft betreibt und bei der Vermittlung von Aufträgen zur Maskenproduktion die Hand aufhält, bringt eine ganze Partei in Verruf und muss ebenfalls zurücktreten. Wieso kann man eigentlich neben einem Bundestagsmandat noch so viel Zeit haben, dass man mehrere Gesellschaften führt? 

Sicher, Fehler können jedem unterlaufen, auch politische – und ich nehme mich davon nicht aus. Aber wer die größte Krise seit dem Zweiten Weltkrieg ausnutzt, um daraus finanziellen Vorteil zu ziehen, bei dem zeigt sich eben dieser schlechte Charakter. Ich fühle mich unwohl, wenn solche Personen ein Mandat in unserem höchsten deutschen Parlament haben und ich fühle mich unwohl, wenn wir in derselben Partei sind! 

Den Wahlkämpfern in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und in Hessen hängen die Taten von Löbel, Nüßlein und, wenn man den Medien Glauben schenken darf, noch einigen anderen Abgeordneten wie Mühlsteine um den Hals. Wer weiß, vielleicht reicht der bittere Nachhall sogar bis zur Bundestagswahl oder zur Kommunalwahl in Braunschweig im September dieses Jahres. Es ist gut und richtig, wenn die Aufrechten in der Union sagen: bis hierhin und nicht weiter!  

Nikolas Löbel, Georg Nüßlein und alle, die sich in den Lockdowns bereichert haben, müssen ihr Mandat sofort zurückgeben und sollten auch postwendend die Partei verlassen. Denn wir teilen in den Unionsparteien einen gemeinsamen Wertekanon. Das Ausnutzen von Krisen für die persönliche Bereicherung gehört auf keinen Fall dazu. 

Am 8. März ist es genau 365 Tage her, dass in Deutschland Veranstaltungen mit über 1.000 Personen wegen Corona untersagt wurden. Seitdem hat sich unsere Welt verändert, doch wir haben auch eine Menge erreicht. Wer hätte zu diesem Zeitpunkt gedacht, dass wir nur ein Jahr später einen Impfstoff haben? Natürlich dauert es auch mir zu lange mit dem Impfen, und ich warte ungeduldig, bis ich an der Reihe bin. Aber vordrängeln ist genauso inakzeptabel, wie sich an der Krise zu bereichern.