Warum einen Kulturkampf führen, wenn die Gesellschaft ohnehin vor einer Zerreißprobe steht? Oder anders: Warum Rot-Grün und der Braunschweiger Oberbürgermeister ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nicht nachkommen – auch in Bezug auf den Herrenabend.
Der Herrenabend des Technikervereins Braunschweig von 1887 e.V. erfreut sich größter Beliebtheit bei den Herren in Braunschweig und Umgebung. Bier zu trinken und Eisbein zu essen, gesellig beisammen zu sein und Lieder wie das Niedersachsenlied zu singen, diese Mischung hat entgegen manch rot-grüner Verträumtheit doch Jahr für Jahr eine starke Anziehungskraft. Der Herrenabend ist für viele eine feste Institution. Frauen sind, wie der Name schon sagt, nicht dabei. Was bis vor wenigen Tagen auch niemanden störte, insbesondere nicht die Frauen im Braunschweiger Land. Denn auch sie wissen: Es ist völlig in Ordnung, wenn Männer einen Abend unter sich verbringen, gerade weil auch Frauen sich gerne und völlig zu Recht zu Frauenabenden treffen, bei denen die Herren der Schöpfung selbstverständlich draußen bleiben.
Doch bei ihrer panischen Sinnsuche, ausgelöst durch die schlechten Umfrageergebnisse und ihre Politik in Berlin und Hannover, Stichwort Heizungshammer, ist den Grünen im Rat der Stadt nun der Technikerverein und sein Herrenabend ins Auge gefallen. Dieser müsse geöffnet werden für Frauen, um endlich Gleichstellung zu erzielen, so lautet ein rot-grüner Antrag zur nächsten Ratssitzung.
Dabei muss niemand in Braunschweig oder sonst auf der Welt diese Veranstaltung gut finden oder sich eine Karte kaufen. Jeder und jede hat das Recht, sich über die Veranstaltung aufzuregen. Das nennt sich Meinungsfreiheit. Es fällt ebenfalls in den Bereich der vom Grundgesetz geschützten Rechte, wenn man den Herrenabend gut findet und sogar hingeht; mitessen, mittrinken und mitsingen sind erlaubt!
Die von Grünen und SPD ausgepackte, überzogene Moralkeule, mit der die beiden Fraktionen den SPD-Oberbürgermeister auffordern, sich für eine Öffnung der Veranstaltung für Frauen einzusetzen, nervt. Denn sie lösen damit eine Debatte aus, die die Gesellschaft nur noch mehr spaltet. Als hätten wir bei knapp 20 Prozent Zustimmung für die AfD in aktuellen Umfragen, einem Krieg in unserer Nachbarschaft und den riesigen Herausforderungen des Klimawandels nichts Besseres zu tun, als uns mit dieser unsinnigen Form der Identitätspolitik zu befassen.
Wenn der SPD-Oberbürgermeister erklärt, er würde die Initiative des Antrags begrüßen, kommt er seiner Integrationsverantwortung gegenüber unserer Stadt nicht nach, und es stellt sich ernsthaft die Frage, ob er in Zukunft auch Frauennetzwerke, die „women only“ sind, für Männer „öffnen“ will?
Exklusive Veranstaltungen für Männer und Frauen sind völlig in Ordnung. Weder ist der Herrenabend sexistisch, wie die aufgewühlte Stellungnahme der Gleichstellungsbeauftragten vermuten ließe, noch würden Frauen bei der Veranstaltung etwas verpassen. Es ist und bleibt die private Veranstaltung eines Vereins, bei der sich auch gerne die SPD-Herren der Schöpfung die Klinke in die Hand geben.
Insofern: Kommen wir alle von den Bäumen wieder runter und atmen tief durch. Lassen wir gelebte Vielfalt und Toleranz bei Veranstaltungen zu und beschreiben sie nicht nur mit blumigen Worten in grünen Parteiprogrammen. Und kümmern wir uns bitte um die politisch wichtigen Themen in diesem Land wie die Gleichstellung von Männern und Frauen bei der Bezahlung oder der Care Arbeit.
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