Pandemie hat Schülerinnen und Schüler aus dem Gleichgewicht gebracht

Wie geht es den Braunschweiger Schülerinnen und Schülern seit Beginn der Pandemie in 2020? Gibt es vermehrt psychische und psychosomatische Erkrankungen? Das regionale Landesamt für Schule und Bildung Braunschweig belegt, dass die Zahl derer, die therapeutische Behandlung benötigen um 60 Prozent gestiegen ist. Themen, die dabei zur Sprache kommen, sind Ängste, Depressionen, Spannungen im häuslichen Umfeld oder auch das Erleben von häuslicher Gewalt.  

Die Kinder- und Jugendpsychologin Deniz Krieg aus Braunschweig bestätigt, dass sich Therapieanfragen auch in ihrer Praxis deutlich verstärkt haben und die Wartelisten lang sind.  

Was bedeutet das für die Kinder und Jugendlichen im Schulalltag? Wie kann man sich auf den Unterrichtsstoff konzentrieren, wenn die Gedanken und Gefühle um ganz andere Dinge kreisen, man Ängste oder gar Depressionen hat? „Ganz wichtig für die Entwicklung eines Heranreifenden sind stabile Säulen, wie Familie, Schule und Freunde. Ist eine Säule im Ungleichgewicht ist die Gefahr groß, außer Balance zu geraten“, erläutert Deniz Krieg.  

„Schule bietet die Chance, eine starke Säule im Leben eines Menschen zu werden, wenn die Rahmenbedingungen dafür stimmen. Das bedeutet: kleine Klassen, ausreichend Sozialpädagogen und Beratungslehrerinnen und -lehrer“, sagt die Kinder- und Jugendpsychologin. Außerdem sei es wichtig, dass besonders Kinder und Jugendliche, die mit einer psychischen Erkrankung kämpfen oder in einem schwierigen häuslichen Umfeld aufwachsen, einen Menschen in ihrem Leben hätten, der an sie glaubt und sie ermutigt. Da könne ein Therapeut, aber auch eine Lehrkraft schon einen erheblichen positiven Einfluss haben. Dies gilt besonders jetzt, da alle noch mit den Auswirkungen der Pandemie kämpfen.

Daraus ergibt sich, dass der Trend, dass die Lehrkräfte besonders an Grund-, Haupt-und Realschulen, sowie Gesamtschulen, aber auch zunehmend an Gymnasien nicht nur Wissensvermittler sind, sondern auch sozialpädagogische Aufgaben übernehmen müssen. Damit die Lehrerinnen und Lehrer bei diesem Aufgabenpensum nicht ausbrennen, müssen die Schulen unabdingbar mit ausreichend Sozialpädagoginnen und -pädagogen versorgt sein. 

Dadurch können die Betriebe später mehr ausbildungsreife Schülerinnen und Schüler erwarten, was sich perspektivisch positiv auf die Wirtschaft auswirken, Fachkräftemangel eindämmen und langfristig das Sozialsystem entlasten wird. So können Wirtschaft und Gesellschaft durch gute Bedingungen an unseren Schulen gestärkt werden.  

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