Corona-Regeln in Pflegeheimen kosten Gesundheit Älterer

Was wünschen sich Braunschweiger Seniorinnen und Senioren, die in einem Braunschweiger Pflegeheim ihre letzte Lebensetappe verbringen? Was würden Sie sich wünschen, liebe Leserinnen und Leser, wenn Sie in einem Wohnheim leben würden? Wahrscheinlich gute Pflege, Beschäftigungs- und Spielangebote, Nähe und Kontakt zu Ihren Angehörigen und vielleicht auch mal einen Spaziergang in ein schönes Café ums Eck. Einige mögen jetzt denken, ach wie bescheiden, das ist doch eine Selbstverständlichkeit.  

Nein, seit dem Jahr 2020, seit Ausbruch der Corona-Pandemie ist das in den Pflegeheimen unserer Stadt und nicht nur da alles andere als selbstverständlich. Seniorinnen und Senioren in Wohnheimen gehören nämlich zur Corona-Hochrisikogruppe und gelten daher als besonders schützenswert. Das bedeutete besonders in der ersten Welle 2020 eine mehrwöchige Kontakt- und Ausgangssperre. Auch heute im Mai 2022 ist Corona noch nicht besiegt und immer wieder stecken sich sowohl Mitarbeiter, als auch Bewohner in Altenwohnheimen an. Dies hat zur Folge, dass Stationen für mittlerweile kürzere Phasen noch immer  isoliert werden und niemand die Wohnbereiche besuchen darf. Das bedeutet, auch die Nichtinfizierten müssen auf ihren Zimmern verbleiben. 

Während sich die Menschen außerhalb von Pflegeeinrichtungen und Sammelunterkünften bei Symptomfreiheit bereits nach sieben Tagen frei testen können, ist dies in Pflegeheimen erst nach zehn Tagen möglich. In dieser Zeit dürfen die erkrankten Bewohner nur auf ihren Zimmern sein und werden kurz vom Pflegepersonal lebensnotwendig versorgt. Eine Alltagsbegleiterin darf das Zimmer nicht betreten. 

Ja, Corona birgt für ältere Personen ein höheres Risiko. Dennoch ist es mittlerweile so, dass durch die Booster-Impfungen, auch Seniorinnen und Senioren in Pflegeheimen größtenteils milde Verläufe haben. Daher stellt sich die Frage, ob die Isolation in dieser Art und Weise noch gerechtfertigt ist. Die Folgen für die Bewohner sind nämlich psychischer Stress, Einsamkeit und körperlicher Abbau. Dadurch wird der eigentlich verfolgte Schutz der älteren Menschen ad absurdum geführt.  

In einer Zeit, in der die Maskenpflicht entfällt, die Fußball-Stadien wieder ausverkauft sind und das kulturelle Leben wieder hochgefahren wird, bleiben die Grundrechte in Wohnheimen für die Bewohner weiterhin ausgesetzt.  Das darf so nicht sein, da muss man neue Wege gehen, um Schutz und Freiheit gleichermaßen zu gewährleisten. Denn auch ältere Menschen haben ein Recht auf etwas Lebensfreude und Selbstbestimmtheit.  

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